Die Drachenreiter von Pern 14 - Drachenauge by Anne McCaffrey

Die Drachenreiter von Pern 14 - Drachenauge by Anne McCaffrey

Autor:Anne McCaffrey [McCaffrey, Anne]
Die sprache: deu
Format: epub


KAPITEL 9

Winteranfang; Burg Fort und die Grenzen von Bitra

Lord Paulins Nachricht an die anderen Burgherren und Weyrführer wurde recht unterschiedlich aufgenommen. Nicht jeder bejahte ein Amtsenthebungsverfahren, trotz der Beweise, die gegen Chalkin vorlagen. Paulin war ziemlich verärgert und frustriert; er hatte mit einem einstimmigen Beschluss gerechnet, so dass man Chalkin hätte absetzen können, ehe seine marode Festung völlig heruntergewirtschaftet war.

Jamson und Azury fanden, die Angelegenheit könne bis zur Versammlung am Ende des nächsten Planetenumlaufs verschoben werden. Jamson war für seine reaktionäre Einstellung bekannt, doch Azurys zögerliche Haltung setzte Paulin in nicht geringes Erstaunen. Indessen verstanden die Bewohner tropischer Regionen oftmals nicht die Probleme, die die Winterzeit mit sich brachte.

Gewiss, mitten im Winter wäre es schwierig, Burg Bitra von Grund auf herzurichten – so lautete jedenfalls Azurys offizielle Stellungnahme; aber man konnte wenigstens damit beginnen, Schutzmaßnahmen gegen den Fädenregen zu treffen. Schon vor zwei Jahren hätte man in Bitra mit den Vorkehrungen anfangen müssen – so wie es in jeder anderen Burg geschehen war.

Konkret hieß das, dass man mehr Äcker bestellte, die überschüssige Ernte einlagerte und sowohl Gebäude als auch kultivierte Landflächen vor den Fädenschauern zu schützen versuchte. Längs der Hauptstraßen mussten Unterstände für Reisende und die Bodencrews errichtet werden. Ganz zu schweigen von den Schulungen, in denen man den Pächtern und Grundbesitzern beibrachte, wie man Fäden bekämpfte, die sich in den Boden eingruben.

Ein zusätzliches Hemmnis für effektives Handeln stellte die Moral von Chalkins Untergebenen dar. Die Leute machten generell einen mutlosen, geduckten Eindruck – was natürlich keineswegs rechtfertigte, sie über die bevorstehende Gefahr im Unklaren zu lassen.

Und dann stellte sich die Frage, wer Chalkins Nachfolge antreten sollte. Diesbezügliche Überlegungen endeten notgedrungen in einem Dilemma.

Von Bastom stammte der brauchbare Vorschlag, unverzüglich einen Stellvertreter oder Regenten einzusetzen, bis einer von Chalkins Söhnen volljährig wurde; Söhne, die man inzwischen konsequent darauf drillen musste, die Verantwortung für die Burg zu übernehmen. Nicht, dass der neue Burgherr unbedingt dem Geschlecht der Chalkins angehören musste, doch indem man die natürliche Erbfolge berücksichtigte, konnte man die Lords, die das Aufkeimen einer umstürzlerischen Gesinnung befürchteten, vielleicht beruhigen. Privat vertrat Paulin die Auffassung, dass in der Frage einer Nachfolge ausschließlich Kompetenz maßgeblich sein sollte, und nicht der Stammbaum der Aspiranten. Denn Tüchtigkeit und organisatorisches Talent, unabdingbare Eigenschaften für einen Burgherrn, wurden nicht immer über die Gene vererbt.

Zum Beispiel zeigte Paulins ältester Neffe ein beachtliches Talent, wenn es um die Leitung eines großen Gemeinwesens ging. Sidny war fleißig, besaß einen ausgeprägten Sinn für Gerechtigkeit und entpuppte sich oftmals als guter Menschenkenner.

Paulin neigte immer mehr dazu, ihn als den nächsten Burgherrn vorzuschlagen, wenn er selbst bereit war, das Amt abzugeben. Seinem Sohn Mattew gegenüber hegte er indessen arge Bedenken, ob dieser für einen so wichtigen, verantwortungsvollen Posten geeignet wäre. Allerdings legte Paulin an seine eigenen Kinder strengere Maßstäbe an, als es Väter im Allgemeinen taten.

Er war fest entschlossen, Bastoms Vorschlag dem Rat zu unterbreiten. Doch wenn man bedachte, in welch desolatem Zustand sich Burg Bitra befand, würde man ein Team aus mehreren Leuten benötigen, die das Anwesen erst einmal in Schuss brächten.



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